Mittwoch, 22. Juli 2015

Das Kind als "Nacho"

Swaddling (zu deutsch: Pucken) ist in den USA weit verbreitet. Direkt nach der Geburt wurde Benjamin lediglich in eine Windel gesteckt und danach komplett in ein großes Tuch eingewickelt. Weil die Arme dabei fest an den Körper gedrückt und die Beine hochgebunden wurden, hatte man danach ein kompaktes, dreieckiges Bündel im Arm. Das Kind sah aus wie ein "Nacho" (O-Ton meiner Schwägerin).
Die Babys werden nicht nur während des Krankenhausaufenthalts, sondern von vielen Eltern auch in den ersten Wochen zu Hause geswaddelt. Was hier üblich ist, war für uns von Beginn an mehr als gewöhnungsbedürftig. Keine Frage, das vorher schreiende Kind war im Tuch plötzlich stumm und schlief ein. Die Argumentation, dass Swaddling die Babys an ihre Stellung im Mutterleib erinnert und ihnen Sicherheit und Schutz suggeriert, leuchtet natürlich auch irgendwie ein. Trotzdem war für uns der Anblick des Kindes in der "Zwangsjacke" kaum zu ertragen. War das Ende des Schreiens womöglich nur Resignation? Immerhin wird das Begrenzen der Bewegungsfreiheit von Armen und Beinen beim Pucken auch in Deutschland kontrovers diskutiert. Jedenfalls haben wir im Krankenhaus erst noch versucht, uns an's Swaddling zu gewöhnen. Während die Krankenschwestern Benjamin routiniert zu einem festen "Paket" schnürten, waren wir bei unseren Versuchen aber (nachvollziehbarerweise) zu zimperlich: Der Kleine hatte sich in Windeseile aus dem zu lockeren Laken gestrampelt. Ziemlich schnell waren wir uns dann einig: Benjamin wird zu Hause nicht geswaddelt. Die Wickelart wird ja ohnehin nur für eine begrenzte Zeit empfohlen, also haben wir uns direkt davon verabschiedet. Benjamin scheint es nicht zu vermissen. Und beruhigen lässt er sich sowieso am besten auf Mamas oder Papas Arm.

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