Samstag, 9. Januar 2016

Von Helikopter-Eltern

Vor einigen Monaten hat mich mal jemand gefragt, ob wir Benjamin amerikanisch oder deutsch erziehen. Damals konnte ich mit der Frage nichts anfangen.
Nach einigen Spielplatz- und Babygruppenbesuchen ist der vermeintliche Unterschied jetzt klarer geworden. Ich selbst kann mich hin und wieder vom überbesorgten Helikopter-Mutter-Dasein nicht freisprechen. Getoppt wird das aber definitiv von vielen amerikanischen Mamas. So sehr ich ihre Offenheit und Freundlichkeit immer wieder schätze, die tendenzielle Überbehütung der Kids kann echt anstrengend sein. Kaum kommt man miteinander ins Gespräch, rennen die Moms auch schon wieder weg. Warum? Weil sich ihr Nachwuchs wegbewegt und einem anderen Kind genähert hat. Sofort ertönt der ermahnende Dreiklang "Be gentle! Share! Be careful!" Dabei ist in der Regel gar keine Gefahr ersichtlich und das Kind hat auch nix angestellt. Nur geguckt. Echt seltsam.
Ich stehe dann plötzlich ohne Gesprächspartner da. Oder ich stecke in der Rolle der Mutter "des anderen Kindes" und flöte immer wieder höflich lächelnd: "We're fine. Thanks", was übersetzt so viel heißt wie: "Jetzt entspann' dich doch mal. Dein Kind hat meins weder angespuckt noch mit Sand beworfen oder an den Haaren gezogen. Es guckt doch nur."
Will sagen: Ich bin trotz gelegentlicher Ausbrüche ins Gluckenhafte wohl doch vergleichsweise lässig. Was die Amerikaner im Umkehrschluss über die Art der deutschen Kindererziehung denken, darüber gibt dieser Artikel aus dem Wall Street Journal überraschende und teils recht amüsante Antworten: Hier ein kleiner Auszug: "In rule-bound Germany, growing up is surprisingly rule-free. (...) Children typically settle their own disputes on the playground. (...) German kindergartens aren't vor crybabies."

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