Samstag, 30. April 2016

Fünf Jahre als Expat in den USA – Meine schönsten Momente

Unsere Zeit als Expats in den Staaten hat erst vor knapp 1,5 Jahren begonnen. Meine Blogger-Kollegin Tina Busch aus Chattanooga dagegen packt jetzt nach fünf Jahren USA die Umzugskisten, um mit ihrer Familie im Sommer nach Deutschland zurückzukehren. In diesem spannenden Gastbeitrag blickt sie auf die letzten Jahre zurück! Vielen Dank, liebe Tina!

GASTBEITRAG








Im September 2011 bin ich mit meiner Tochter, damals 18 Monate alt, in Hannover ins Flugzeug gestiegen und konnte es gar nicht erwarten, amerikanischen Boden zu betreten. Ein Traum ist damals für meinen Mann und mich in Erfüllung gegangen – in den USA für mehrere Jahre als Familie zu leben und zu arbeiten. Heute – fast fünf Jahre später und mit dem Umzugstermin nach Deutschland im Kalender eingetragen – blicke ich zurück auf unser „Abenteuer USA“ und stelle fest: wir hatten wirklich eine wunderschöne Zeit! Es sind diese Momente, die mir ganz besonders in Erinnerung bleiben werden:

1. Das Alltagsleben in den Südstaaten. So freundlich, so warm, so relaxed, so herzlich. Back porch swinging, crickets chirping, sweet tea sipping, cool pool splashing, fireflies glowing, country music rocking, flip-flop weather from April through October. Was will man mehr?

2. Die Geburt meines Sohnes. Meine Tochter ist noch in Deutschland geboren, mein Sohn knapp drei Jahre später hier in den USA. Beide Geburten waren positive, aber auch sehr unterschiedliche Erfahrungen. So bin ich zum Beispiel froh, dass ich bei meinem ersten Kind eine Hebamme für die Vor- und Nachsorge an meiner Seite hatte. Hier gibt es zwar Doulas / Geburtshelferinnern, die allerdings nur einen Bruchteil von dem abdecken, was deutsche Hebammen leisten.

3. Unsere Familienurlaube auf Sanibel Island in Florida, mit Oma und Opa im Schlepptau. Fast jedes Jahr über Ostern haben wir über vrbo ein Ferienhaus gemietet, mit eigenem Pool und in Laufweite zum Strand. Sanibel Island ist eine überschaubare Insel, auf der man alles mit dem Fahrrad erreichen kann: Supermarkt, Eisladen, Souvenir-Shops und Restaurants. Das Wasser ist klar, flach und fast noch wärmer als die Luft. Da muss man sich keine Sorgen machen, dass die Kinder am nächsten Morgen mit einer Rotzenase aufwachen, sondern kann in Ruhe die Pelikane und Delfine beobachten oder den Strand nach Sanddollars absuchen.


4. Die Einschulung meiner Tochter. Kinder werden hier in der Regel im Alter von fünf Jahren eingeschult, also ein Jahr eher als in Deutschland. Lange habe ich mit mir gehadert, ob wir ihr nicht ein Stück ihrer unbeschwerten Kindheit rauben, wenn wir sie schon mit fünf in die Schule schicken. Aber wie so oft in meinem im Leben waren meine Sorgen unbegründet: sie liebt die Schule, das Lernen, das Fahren mit dem gelben Schulbus und sie saugt alles Neue auf wie ein Schwamm. Und davon profitiere auch ich. So weiß ich jetzt viel mehr über Planeten, den deciduous forest, Opossums und bad words. Und Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie schnell aus einem schüchternen Kindergartenkind ein selbstständiges Schulkind geworden ist!


5. Unser Haus. Als ich unser Haus zum ersten Mal betreten habe, wollte ich am Liebsten gar nicht mehr gehen. Ein typisches Südstaaten-Haus mit Säulen auf der front porch, einer back porch mit Mückenscreen, offenem Wohnkonzept, dem Kamin mit Sims, umrandet von Einbauschränken mit viel Platz für Bücher, Fotos und anderen Schnickschnack. Da sehe ich auch gerne über die goldenen Wasserhähne und die viktorianische Tapete im Gäste-WC hinweg.

6. Das (D)Englisch meiner Kinder. Die deutsch-englischen Wort- und Satzkonstruktionen lassen nicht nur mein Linguisten-Herz höher schlagen, sondern bringen mich tatsächlich täglich zum Lachen. 
Hier eine kleine Kostprobe: 
Er hat pretended aufs dry erase board zu rainten. 
Wir metten alle in Deutschland. 
Who wants to take a shower? Me not. 
Up higher. Noch up higher. 
Bürgersteig ist so lustig weil da ist ein Burger drin. 
We are in 2 minutes there.

7. Weihnachten in unserem eigenen Haus. Nur wir (und Oma und Opa), keine weiteren familiären Verpflichtungen, kein Stress. Der makellos gewachsene Weihnachtsbaum, der bis an die Zimmerdecke stößt. Nach dem Gottesdienst an Heilig Abend die deutsche Bescherung. Am nächsten Morgen gefüllte amerikanische Stockings, die am Kaminsims hängen. Für mich die perfekte Mischung aus deutschen und amerikanischen Traditionen.

8. Mein Blog. Bevor es tinabusch.com gab, war ich sehr oft unzufrieden. Mit meiner Situation als nicht-arbeitende Expat-Partnerin und Stay-At-Home-Mom, die für Kinder, Haushalt, Freizeitgestaltung zuständig ist. Das war mir zu wenig, vor allem weil mein Kopf, meine Kreativität, mein Wissen nicht gefordert und gefragt waren. Meinen Blog gibt es jetzt seit genau zwei Jahren und Langeweile und Unzufriedenheit kenne ich nicht mehr. Ich lerne jeden Tag etwas Neues, habe viele interessante Menschen on- und offline kennengelernt und bin so Teil einer globalen Expat-Community geworden.

9. Auch wenn es ein typisch amerikanisches Klischee ist: unser Disneyworld-Trip. Eigentlich sind wir nur wegen der Kinder gefahren, die sich schon Wochen vorher auf Anna, Elsa und Mickey Mouse gefreut haben. Zum Glück haben wir uns von erfahrenen amerikanischen Freunden beraten lassen, haben viele Tipps aus diesem Buch befolgt (z. B. sind wir jeden Tag für den Mittagsschlaf zurück ins Hotel gegangen) und haben nicht jeden Penny zweimal umgedreht. So hatten wir alle eine wirklich magische Zeit!

10. Ein komplettes Wochenende mit Einladungen von amerikanischen Freunden. Wenn mir vor unseren Umzug jemand gesagt hätte, dass es so lange dauert, bis wir „richtige“ amerikanische Freunde haben, hätte ich das nicht geglaubt. Stimmt aber. Gründe dafür gibt es viele verschiedene. Ich bin mir jetzt aber auch sicher, dass an dem Kokosnuss-Pfirsich-Vergleich aus dem Interkulturellen Training tatsächlich was Wahres dran ist...

Der Abschied im Sommer wird uns allen sehr sehr schwer fallen. So viele Erinnerungen, liebe Menschen, freundliche Begegnungen, positive Erfahrungen und vor allem ein prägendes Kapitel der ersten Lebensjahre der Kids werden für immer mit Chattanooga verbunden sein. Aber ich gebe Winnie the Pooh Recht: „How lucky I am to have something that makes saying goodbye so hard.“

We will miss you, Chattanooga!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...