Sonntag, 12. März 2017

Typisch deutsch... Aus Sicht der Amerikaner


Wie der Zufall es will: Drei meiner amerikanischen Arbeitskollegen haben schon einmal eine längere Zeit in Deutschland verbracht. So saßen wir letztens abends bei Wein und Käse zusammen und haben über typisch deutsche Dinge und Macken geplaudert. Der Abend war so lustig, dass ich die besten Themen hier unbedingt festhalten muss.
Aufreger Nummer eins: "No free ketchup in German restaurants". Dafür hatten die Amerikaner überhaupt kein Verständnis. Das rote Zeug gehört umsonst auf den Tisch wie Salz und Pfeffer. Darüber konnte ich nur schmunzeln, während ich den Kritikpunkt "no free water in German restaurants" absolut nachvollziehen kann. Ich weiß es nach zwei Jahren in den Staaten echt zu schätzen, dass der Kellner kostenlose Wassergläser für die Gäste auf den Tisch stellt, bevor er die eigentliche Bestellung aufnimmt. In Deutschland für Wasser zu zahlen, das kommt mir mittlerweile auch komisch vor.
Kurios finden die Amerikaner die Tatsache, dass deutsche Fußgänger bei rot auch tatsächlich an der Ampel stehenbleiben. (Im Gegensatz dazu bin ich schon fast zweimal von Autos angefahren worden, weil ich bei grün (!) den amerikanischen Highway an der Fußgängerampel überqueren wollte. Aber das ist eine andere Geschichte...) Zum anderen wurde über die deutschen Nachrichtensprecher (wohl insbesondere im Öffentlich-Rechtlichen) gelacht, die mit seriösem Outfit und ernster Miene von ihren Stichwort-Blättern ablesen. Kein Vergleich zu vielen amerikanischen News-Formaten, in denen es vor allem um Entertainment und Promis geht.
Beifall gab es für die deutschen reißfesten Taschentücher, für das deutsche Bettenmodell mit zwei Matratzen und zwei Bettdecken und für Spaghetti-Eis. Auf Platz eins der Lobeshymne aber ganz klar: Sich zu betrinken, das wäre in Deutschland immer "well planned". Die Feiernden wüssten schon vorab immer genau, wer nüchtern bleibt und nach Hause fährt, wo der nächste Taxistand ist oder ob der Gastgeber zum Übernachten ein Gästezimmer bereithält. Dagegen mussten sie gestehen, dass unter Amerikanern häufig erst getrunken und danach überlegt wird, wie man eigentlich nach Hause kommt. Gerade hier im Süden, wo es an öffentlichen Verkehrsmitteln mangelt, setzen sich viele daher trotz einiger Gläser Wein oder Flaschen Bier dennoch an's Steuer.
Das können wir bestätigen. Letztens lag unser Nachbar mitten in der Nacht betrunken in den Büschen und wir haben nur gehofft, dass er nicht selbst gefahren ist. Am nächsten Morgen zeigte der Blick auf seinen Truck, der über den Parkplatz hinaus in das Gebüsch geschossen ist, dass ihn sicherlich kein Taxi nach Hause gefahren hat.

2 Kommentare:

  1. Gut beobachtet! An viele Dinge muss ich mich auch immer noch wieder gewöhnen, zum Beispiel die fehlende Freundlichkeit Kindern gegenüber. Letzte Woche waren wir essen und dort gab es keine Kindergerichte und auch nicht die Möglichkeit, eine kleinere Portion zu bestellen. Mit den Kindern gehen wir da jetzt bestimmt nicht mehr hin...

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    1. Hey Tina, das sind sicherlich die Gründe, warum junge Familien in Deutschland so wenig essen gehen. Sehr schade eigentlich. Das wird für uns im nächsten Jahr auch eine große Umstellung. LG und ich bin gespannt auch Deinen Vortragsbericht!

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