Freitag, 14. April 2017

Wegen einer Temposünde vor den Traffic Court





Chris und ich hatten in den USA beide schon einmal unerfreulichen Kontakt mit der Polizei: Mich hat vor einigen Monaten ein Police Officer angehalten, weil ich angeblich (!) ein Stop-Schild überfahren habe. Meine Rechtfertigung, ich hätte sehr wohl gehalten, nur eben nicht direkt an der Haltelinie, wurde mit einem donnernden "Don't argue with me, babe. We have cameras!" abgeschmettert. Immerhin habe ich kein Ticket bekommen und durfte weiterfahren.
Das Glück hatte Chris letztens nicht: "Is there a reason why you are doing 80 miles?" Berechtigte Frage eines Polizisten, der ihn auf der Autobahn (speed limit 65 miles) angehalten hatte. 180 Dollar  Geldstrafe und vier Punkte waren die Quittung. Interessanterweise steht den Verkehrssündern frei, an einem vom Polizisten festgelegten Tag vor dem Traffic Court zu erscheinen, die Schuld offiziell anzuerkennen und damit das Strafmaß zu reduzieren - oder eben alles anzufechten. Erstere Möglichkeit haben wir genutzt, nicht zuletzt, um unsere große Neugier zu befriedigen, wie dieses Verfahren genau abläuft.
In dieser Woche war es soweit: Mit Benjamin im Gepäck sind wir zum Gericht gefahren und saßen um Punkt zehn Uhr morgens im Court Room, der in etwa genauso aussah, wie man  ihn aus amerikanischen Filmen kennt. Um uns herum rund 20 weitere "Beschuldigte", die alle das obligatorische blaue Traffic Ticket in den Händen hielten. Egal ob Krankenschwester oder Geschäftsmann, alle wirkten ein wenig eingeschüchtert und es herrschte absolute Stille. Nur Benjamins anfängliche Sprachlosigkeit wich ziemlich schnell einem vergnügten Geplapper, nachdem einer der anwesenden Polizisten mit ihm "high five" gemacht hatte.
Einen Richter gab es nicht, sondern Chris wurde von dem Police Officer nach vorne gerufen, der ihn einige Wochen zuvor auf der Autobahn angehalten hatte. "Do you plead guilty?" - "Yes." - "70 Dollars und two points. That's all I can do for you, man." Das war es schon für uns und der nächste Verkehrssünder wurde aufgerufen. Schnell noch zur Kasse und das um mehr als 50 % reduzierte Ticket bezahlen, damit war der Spuk vorbei.


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